Lilienstein, Gamrig und ein wenig drum herum

Zunächst ein Hinweis vorweg: diese Tour tangiert die Bildungsstätte Sellnitz, einen ehemaliger Bauernhof, der heute von der Nationalparkverwaltung für Naturprogramme genutzt wird. Welche sich hauptsächlich an Grundschüler richten. Und genau jetzt, am Sonntag dem 4. Juni, findet hier das Sellnitzfest für die ganze Familie statt. Wer dies also zufällig liest, am kommenden Sonntag noch nichts weiter vor und obendrein Kinder im Schlepptau hat, der sollte mal vorbei schauen.

Für alle anderen folgt jetzt eine Tour mit schönen Aussichten und natürlich auch mit ein paar versteckten Ecken.

Region: Vordere Sächsische Schweiz
Dauer: gut sechs Stunden
Entfernung: 15 Kilometer
Höhenmeter: (Hoch und Runter): 1100 Meter
Schwierigkeit: Eher entspannt.
Bemerkungen: Streckenwanderung mit ÖPNV. Einkehr auf dem Lilienstein an vier Tagen die Woche und am Schluss in Rathen. Alle Wege sind nach der Nationalparkverordnung erlaubt.

 

Setzen wir also zunächst vom Bahnhof Königstein mit der Fähre über. Am anderen Elbufer ist dann schon ein Aufstieg in Richtung Lilienstein ausgeschildert. Der führt aber ein gutes Stück übers freie Feld, da gibt es Schöneres. Weshalb wir zunächst nach rechts gehen, vorbei an diesem Kriegerdenkmal….

…und dann diese Treppen hoch.

Im Zick-Zack windet sich der Weg jetzt nach oben, später geht es im Wald oder am Waldrand geruhsam weiter.

Wenn wir ein Stück aufs Feld hinaustreten, sehen wir das erste Ziel unserer Wünsche, den Lilienstein, schon vor uns.

An einigen kleineren Kreuzungen gehen wir stur geradeaus. Und kommen so zur Talstation der Seilbahn, welche die Berggaststätte mit Speis und Trank versorgt.

 Bierlift

Direkt gegenüber führt ein anfangs recht unscheinbarer Pfad in den Wald. Welcher schon nach wenigen Metern besser erkennbar ist, und dann sogar noch mit jeder Menge alter Treppen punktet. Das sind die Seilbahnstufen, auf einigen Karten auch “Alter Südaufstieg” genannt. Ein ausgesprochen spannender Pfad quer durch eine prächtige Felsformationen. Er endet dann wieder auf dem heutigen “offiziellen” Südaufstieg, etwa in zwei Dritteln der Höhe.

  Seilbahnstufen

Die letzten Meter geht es also über die ausgeschilderten Treppen nach oben, wobei Ostalgiker mal auf das Zeichen der “Freien Deutschen Jugend der DDR” spannen sollten.

  Vorwärts, Freie Deutsche…

Oben angekommen sollte man zunächst nach links gehen, zur Aussicht. Schon der Weg dahin macht mit Treppen, Brücken und kleinen Leitern Spaß.

Es folgt dann ein wirklich schöner Rundblick, mit der Festung Königstein als Höhepunkt.

  Auf der Festung…

Zurück von der Aussicht gehen wir in die andere Richtung und passieren die kümmerlichen Überreste einer Burg, die einst den Gipfel krönte.

  Nicht mehr viel zu sehen

Gleich danach stehen wir vor der Bergbaude. Geöffnet hat die von Freitag bis Montag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Die Preise fürs Essen sind der Lage angemessen, die für Getränke (wie leider oft in der Region) recht hoch. Dafür gibt es einen kleinen Biergarten mit wunderbarer Aussicht und Sinnsprüche zum mitlesen.

  Bergbaude

Von hier aus sehen wir schon den großen Obelisken, welcher an ein Jubiläum der Wettiner erinnert. Und schon wieder eine tolle Aussicht bietet.

Von jetzt an können wir das Plateau gegen den Uhrzeigersinn umrunden. Es gibt noch einen ganzen Sack weiterer schöner Aussichtspunkte, die man ruhig alle mitnehmen kann.

Wermutstropfen dabei: vor einigen Jahren hat die Nationalparkverwaltung alle Wege hier oben mit ebenso fetten wie überflüssigen Geländern eingezäunt. Mehrere hundert Jahre ging es ohne. Jetzt kommt man sich ein wenig vor wie in einem botanischen Garten.

Noch zwei kleine Höhepunkte, die ich hier nur andeuten will:

Zum einen eine kleine, sehr gut versteckte und namenlose Höhle, zu der eine rostige Stiege führt und die nochmal eine hübsche Aussicht bietet. Diese Höhle ist in keiner mir bekannten Karte eingezeichnet. Deshalb also bitte nicht wild im Wald danach suchen und dabei alles zertrampeln. Sondern einen Gebietskenner fragen, es gibt da einen Pfad.

Zum anderen die “Drachenhöhle”, die ist auf diversen Karten eingetragen. Man kann über ein paar Stufen hineinsteigen, dann geht es aber nicht mehr weiter. Man erkennt aber noch Reste von Steigeisen, die einst in die “Drachenschlucht” darunter führten. Diese Eisen wurden aber schon Jahrzehnte vor Gründung des Nationalparks entfernt.

Zurück zum Hauptweg. Nach einer (fast) Umrundung des Plateaus stehen vor dem Nordabstieg. Über viele Treppen geht es abwärts. Unterwegs grüßt schon wieder die “Freie Deutsche Jugend”.

Unten angekommen gehen wir nach rechts, dem gelben Strich nach. Es folgt ein bequemer Waldweg mit sanftem Gefälle. Dort, wo der Weg einen scharfen Knick nach Links macht, können wir noch einen kurzen Abstecher zur Petermannhöhle machen. Die ist erstaunlich groß und eignet sich hervorragend zum Rasten.

Schließlich kommen wir an der Eingangs erwähnten Sellnitz vorbei. Die verschiedenen “Mitmach-Stationen” im Garten kann man auch nutzen, wenn keine Veranstaltungen stattfinden. Für den Nachwuchs ganz sicher eine willkommene Abwechslung.

Nächste Station ist dann Prossen. Der Mini-Ort ist ein Stadtteil von Bad Schandau. Und vor allem bekannt für die “Schiffergesellschaft Elbe Prossen”, welche die jährliche “Schifferfastnacht” veranstaltet. Ich übe hier schon mal für die Aufnahmeprüfung.

In Prossen folgen wir dann dem Wegweiser Richtung “Prossner Gründel” und “Waltersdorf”.

  Da geht’s lang.

Sogleich finden wir uns in einem schönen Tal wieder, dem wir immer geradeaus folgen. Später verläuft der Weg dann an einem sattgrünen Waldrand mit Kakaokühen entlang.

Wir landen so in Waltersdorf, wo wir auf dem Fußweg neben der Dorfstraße ein Stück nach rechts gehen. Am Straßenschild “Neuer Weg” biegen wir in eine Nebenstraße ab. Die wir, in einer Rechtskurve, in Richtung “Viebigt” auch schon wieder verlassen. Es geht mal wieder durch ein malerisches Tal.

An dessen Ende wir dann auch schon unser nächstes Ziel vor Augen haben: den Gamrig.

  Gamrig

Einschub: falls sie nur einen kurzen Spaziergang planen, können sie den Gamrig auch per Auto besuchen. Es gibt zwei Parkplätze, direkt nebeneinander. Parkplatz eins befindet sich auf Privatgelände, hier wird mit einer “Kasse des Vertrauens” eine Tageskarte zu drei Euro aufgerufen. Parkplatz zwei wird zwar auf einem Schild frecher weise auch als “privat” gekennzeichnet, in Wirklichkeit aber von der Nationalparkverwaltung betrieben. Und hier sind dann gleich mal fünf Euro für den Tag fällig. Wobei mir besonders die auf dem Schild angezeigte Parkordnung gefällt. Vor dem Einparken unbedingt studieren und mit dem Zollstock überprüfen!

  Bürokraten, Bürokraten…

Aber zurück zum Wandern. Ein kleines Stück auf der Straße, dann ist die Gamrighöhle schon ausgeschildert. Die ist recht geräumig und im Sommer auch schön kühl.

Vor der Höhle zweigt nach rechts, hinter dem Geländer, ein Pfad ab, der uns direkt zum Aufstieg bringt. Diesen Pfad darf man legal benutzen, was wegen der Tritterosion von der Nationalparkverwaltung aber nicht gern gesehen wird. Tatsächlich präsentiert sich am Ende des Pfades auch ein ziemlich frischer Felssturz, den man besser nicht zeitnah hätte erleben wollen. Wer also Bedenken jedweder Art hat, der wählt den längeren, aber offiziell ausgeschilderten Weg.

Der Aufstieg geht dann über Holztreppen sehr urig hoch. Und urig ist es auch oben: es gibt tolle Aussichten in alle Richtungen und keinerlei Geländer. Also immer mal ein waches Auge auf die Kleinen haben.

 Auf dem Gamrig.

Wir haben uns satt gesehen und gehen zurück, vorbei an den beiden Parkplätzen. Sodann zweigt ein befestigter Weg übers Feld ab. Den nehmen wir mal.

 Hier lang.

Dort, wo der Weg in den Wald übergeht, beginnt links ein kleiner Pfad, den wir für einen Abstecher nutzen können.

Nach ungefähr 500 Metern bringt uns dieser Pfad an einen ungewöhnlichen Felsen namens Backofen. Hier hat man eine schöne Aussicht auf die Elbe und auf Rathen. Und ein Loch zum durchgucken gibt es auch. (Von Heimatforschern hab ich auch schon gehört, das nicht der Fels, sondern eine gleich nebenan gelegene Höhle “Backofen” heißt. Ich weiß nur, das ich nichts weiß.)

  Backofen

Der Pfad ist eine Sackgasse, wir gehen zurück und folgen jetzt weiter dem Hauptweg. Der bringt uns in den Rhododendrenpark Rathen. Wenn hier alles blüht (bis etwa Ende Juli) ist die Farbenpracht wirklich großartig.

Aus dem Park führt ein ausgeschilderter Abstieg vorbei an einem nochmal tollen Blick auf die Felskulisse…

…in den Ort Rathen. Hier herrscht stets großer touristischer Auflauf, und es gibt jede Menge Einkehrmöglichkeiten. Mit der Gierseilfähre (die immer extra bezahlt werden muss) setzen wir zum Bahnhof über und treten die Rückreise an.

Fazit: 15 meist entspannte Kilometer. Auf dem Lilienstein ein paar mehr Mitwanderer, sonst sehr ruhig im Wald. Viele kleine Höhepunkte, so dass es nie langweilig wird.

Zum Nachwandern:

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