Im Gebiet der Ochel, bei Hohnstein, haben mal wieder die schweren Maschinen im Wald gewütet. Dieses Gebiet liegt teilweise in der besonders geschützten Kernzone des Nationalparks. Heute sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Das Ganze wurde auf der Webseite des Nationalparks angekündigt und auch begründet: Sturmschäden seien zu beseitigen, so liest man. Und obendrein, so heißt es mündlich, würden auch einige vom Borkenkäfer befallene Bäume gefällt. Alles sehr nachvollziehbar. Und es folgt sogar noch eine Entschuldigung für die hinterlassenen Mondlandschaften, welche man zügig zu beseitigen verspricht. Von solchen Worten werden die Schäden zwar nicht geringer, aber es sind immerhin mal neue Töne. Dennoch bleiben Fragen:
Da kam ein Forwarder des Weges….
Zum einen zeigen die Fotos vom Holzeinschlag weder Bäume, welche ein Sturm umgeworfen hätte, noch solche, die vom Borkenkäfer gemeuchelt worden. Vielmehr sehen wir gesundes Holz, welches geschlagen oder zum Einschlag gekennzeichnet wurde.
Roter Ring bedeutet: wird noch gefällt.
Zum anderen aber, und dies ist mehr als bedenklich, befindet sich in der Ochel ein Nistplatz des Schwarzstorches. Um diesen Vogel wird im Nationalpark ein großes Buhei gemacht, er gilt, obwohl auf keiner Roten Liste vertreten, hier als besonders schützenswert. Was man irgendwie auch wieder gut finden kann. Aber eben jener Schwarzstorch beginnt seinen Zug nach Süden erst Mitte August (da fliegen als erstes die Jungvögel weg) und dauert bis etwa Ende September. Also genau jene Zeit, in der hier das schwere Forstgerät zu Gange war.
Nun wird mir sicher der eine oder andere “Naturschutzfachler” entgegnen, dass dies alles nicht so wild sei, dieweil die Brutzeit vorbei und somit die Störung des Tieres tolerabel sei. Mag sein, aber wenn dies so ist, dann toleriert gefälligst auch meine Wenigkeit, die hier schon wieder einen Sack voll schöner Wege vorfindet, welche sie nicht begehen darf, eben um die Natur nicht zu stören.
Oder sollte es einfach so sein, dass man unter dem Schutzmäntelchen des “Windbruchs” noch auf die Schnelle ein paar Festmeter geschlagen hat, die sich dann in der Bilanz eines Betriebes namens “Sachsenforst” gut ausnehmen? Zum Sachsenforst und seinem – verderblichen – Verhältnis zum Nationalpark schreib ich aber mal einen separaten Text. Sonst wird das hier abendfüllend.
Was bleibt: wieder mal ein verwüsteter Wald. Vielleicht bin ich ja ein hoffnungsloser Romantiker, aber “Nationalpark” stelle ich mir irgendwie anders vor.
Ja, das ist bitter. Mich würde wirklich mal interessieren wie sich solche Maßnahmen mit der NPVO vereinbaren lassen – gerade wenn ich §3 Abs.2 Nummer 2 lese, frage ich mich schon, wie, (Zitat):
“ein von menschlichen Eingriffen weitgehend ungestörtes Wirken der Naturprozesse wie Verwitterung, Bodenentwicklung, Wasserhaushalt oder Fließgewässerentwicklung und Dynamik der Lebensgemeinschaften, insbesondere Waldentwicklung in Richtung vollständiger Mosaike der Entwicklungsstadien standortheimischer naturnaher Wälder, auf möglichst großer Fläche nachhaltig zu sichern (Prozessschutz)” (Zitat Ende),
aussehen soll… (Jeder kann sich hier jetzt den für sich vermeintlich wesentlichen Punkt raussuchen – ich favorisiere “…Dynamik der Lebensgemeinschaften…”)
… und – wie Arndt schon angemerkt hat – wir reden hier von der NP-Kernzone, nicht von der “Naturzone B” (an sich schon eine abartige Bezeichnung…)
(Der Vollständigkeit halber: Über §6 mit allen Abs. und Nummern will ich mich gar nicht auslassen…)