Gohrisch, na ja, nettes Dorf, und gleich nebenan Gohrischstein und Papststein. Das kennen wir ja. Aber angeregt durch eine Beschreibung im neuen Buch des Stiegenbuchverlages wurde das hier eine wirklich schöne Runde. Und selbst jetzt, in den Herbstferien, waren wir auf derselben fast immer allein. Lediglich auf den Gipfeln der zwei Steine herrschte einiges Begängnis, aber selbst hier konnten wir (fast) immer auf Routen ausweichen, die Ruhe versprachen. Also, wandern wir mal los:
Baumiges
Die Mücke gemacht…
…hat der Sessellift zwischen dem böhmischen Mückentürmchen (Komáří vížka) und der knapp 500 Meter tiefer liegenden Stadt Graupen (Krupka) natürlich nicht. Aber noch bis Ende November wird er gewartet. Und verkehrt deshalb nur an den Wochenenden. Was man bei der Planung einer Tour in dieser Ecke tunlichst beachten sollte.
Wandern mit Rudolf
Immer wieder entdeckt man Kurioses in den Tiefen des Internets. In diesem Fall auf der Homepage des Panoramahotels Lilienstein. Dort gibt es unter der Rubrik “Wanderkartenausschnitt” einen solchen aus einer Karte von Rolf Böhm zu sehen. Hier. Beschriftet als: “Rudolf Böhms Große Karte der Sächsischen Schweiz 1:30000” von Rolf Böhm Dresden / Berlin Rembrandtstraße 1 in 01219 Dresden”. Grins. Nicht nur, dass Rolf Böhms Verlag schon seit Ewigkeiten nicht mehr in Berlin oder in Dresden, sondern sehr wohl in Bad Schandau beheimatet ist, nein, er heißt auch tatsächlich immer noch Rolf und nicht Rudolf. Wovon man sich hier überzeugen kann.
Eine lässliche Schlamperei? Na ja, wenn man sich diverse Bewertungen des Hotels ansieht, etwa hier bei Tripadvisor, dann scheint es, dass solcherlei Tun hier eher zum Gesamtkonzept gehört. Wobei ich selbst da keine Erfahrungen habe und deshalb ausdrücklich darauf verweise, dass ich hier nur zu der Bewertungsseite verlinke, ohne mir deren Bewertungen zu eigen zu machen. Was ich allerdings einschätzen kann, ist die zum Hotel gehörige Felsbaude auf dem Lilienstein. Und dort hat es mir, Verzeihung, ob der Preise genauso die Latschen ausgezogen wie ob des Umgangstons des Zapfhahnbedieners. Rudolf, hilf!
Hanghühner rund um Tharandt
Dieses Wochenende versprach ja wohl, im Elbsandstein alles andere als ruhig zu werden: Ferienbeginn in der halben Republik, dazu Streik bei der Bahn. Also Autochaos vorprogrammiert, und nirgends allein im Wald. Was blieb? Eine Flucht in weniger frequentierte und dennoch wunderbare Ecken. In diesem Fall: auf die Hänge des Weißeritztales rund um Tharandt. Was soll ich sagen? Es wurde eine etwas lange, dafür aber herrlich stille Runde, mit vielen verschwiegen Pfaden, dem einen oder anderen knackigen An- und Abstieg und noch einigen Höhepunkten mehr. Also, mir nach:
Raitzaer Felsen
Ein besonderer Dank gebührt an dieser Stelle Markus, seines Zeichens Mitglied der IG Stiegen- und Wanderfreunde, der uns kürzlich in der Kreuz und in der Quer durch eine Gegend geführt hat, die für mich bisher größtenteils ein weißer Fleck war: durch die Felsenwelten rund um das böhmische Raitza (Rájec). Start war auf deutscher Seite in Hellendorf, dem letzten Ort vor dem Grenzübergang Bahratal. Wenn ich jetzt keine genaue Wanderbeschreibung gebe, dann einfach deshalb, weil Markus uns auf Pfade geführt hat, die auf keiner Karte verzeichnet sind und die ich wahrscheinlich auch nicht so schnell wiederfinde. Deshalb hier nur ein paar Höhepunkte:
Der Hartenstein
Noch auf deutscher Seite gelegen, bietet der eine nette Aussicht und sogar ein Gipfelbuch.
Der Zeisigstein
Ebenfalls auf deutscher Seite, wieder eine Aussicht und ein Aufstieg über ein paar Stahltreppen.
“Jägermeister –Werbung” mitten im Wald?
Viele bizarre Felsgebilde
Von denen die allermeisten auch für Kletterer erschlossen sind. Die Ringe sehen allerdings alle sehr neu aus, die Erschließung kann also noch nicht allzu lange zurückliegen.
Ein Grenzweg
Oha, aber diesmal sogar einer, auf dem man ganz legal laufen darf. Immer zwischen den Grenzsteinen hindurch.
Wieder mal ein Prebischtor in Klein
Ein “Himmelreich”
So heißt zumindest ein kleines aber richtig schönes Felsgebiet, in dem auch der Nichtkletterer ein wenig an den Felsen herumturnen kann. Mit etwas Glück stößt der dann sogar auf ein Gipfelbuch. Hier führt ein uralter befestigter Weg hindurch.
Der Falkenturm (Sokolí Věž)
Der sieht mit seinen wilden Verwitterungen richtig gut aus. Oben drauf eine tschechische Fahne, und daneben eine kleine Höhle.
Update 15.10.2014: Auf besonderen Wunsch hin, siehe Kommentare, hier also doch noch eine Karte, die so ungefähr den Weg zeigt:
Und dazu für alle, die es ganz genau wissen wollen, der GPS-Track.
Diese Politiker….
Ja, was musste ich da kürzlich im Böhmischen bemerken? Es stehen wohl Wahlen zum Senat der Republik an, und auch jener Herr hier, Jaroslav Sykáček, bewirbt sich um ein Mandat. Für die tschechischen Sozialdemokraten.
Da fällt dem wachen Beobachter doch gleich etwas auf. Klar, Herr Sykáček ist nur ins Foto reinmontiert. Aber an welcher Stelle? Genau, vor dem Prebischtor, aber auf der “falschen” Seite. Denn dort, wo der Fotograf stand und von wo jetzt der Politiker schaut, da darf man gar nicht, überhaupt nicht, also nicht mal in Gedanken stehen. Das Foto ist nämlich vom alten Fremdenweg aus entstanden, und der ist aber so was von gesperrt. Zum Schutze der Natur vor – ja, wovor eigentlich? Vor Politikern scheinbar nicht.
Und so werde ich mal wachen Auges verfolgen, ob die tschechische Nationalparkverwaltung Herrn Sykáček jetzt mit einer Geldbuße belegt. Wenn nicht, dann kann ich mich demnächst auch mal schamlos dort fotografieren lassen. Denn ein ganz klein wenig Politiker bin ich schließlich auch.
Neue Töne…
….in der Öffentlichkeitsarbeit scheint man derzeit in der Nationalparkverwaltung anzuschlagen. Was vielleicht auch ein Ergebnis des Stiegentreffens vom vergangenen Wochenende ist. Denn dort haben wir gegenüber den Vertretern der NPV auch ziemlich heftig kritisiert, dass die Informationspolitik der Behörde irgendwo gegen Null tendiert.
Und jetzt geht es plötzlich auf deren Homepage ordentlich zur Sache: so wird in einem Artikel der Abriss der Brücke an der Niedermühle begründet, in einem weiteren werden weitere “Waldpflegemaßnahmen” angekündigt und die betroffenen Gebiete sogar in einer Karte dargestellt. Das ist ein totales Novum, bisher schwieg sich die Verwaltung immer tunlichst aus, wenn es um konkrete Gebiete ging. Bis dann öffentlicher Ärger aufkam. Schließlich wird auch offensiv eine geführte Wanderung mit NPV-Chef Butter beworben, bei der (sogar mit Demonstration der Technik) auf die “Waldpflege” eingegangen wird.
Screenshot, Quelle: Nationalparkverwaltung
So viel Information, das ist neu. Und auch wenn ich beileibe nicht mit allem konform gehe, was da zu lesen ist: es ist ein erster Schritt. Nicht mehr einfach loslegen, sondern auch darüber informieren, was man so plant. Das schafft nämlich jenes Maß an kritischer Offenheit, die am Ende auch der NPV zu Gute kommen sollte.
Dazu ein Beispiel: im Frühjahr dieses Jahres gab es Forstarbeiten im Weißbachtal bei Hinterhermsdorf, welche üble Schäden an diesem einst so stillen Weg verursachten. Aber nicht nur dies sorgte für jede Menge schlechte Schlagzeilen, sondern auch die Tatsache, dass noch nicht einmal die Anwohner, geschweige denn der Rest der Öffentlichkeit, darüber informiert wurden. Und zu guter Letzt war denn auch die Verwaltung damit höchst unglücklich, wie diese Arbeiten gelaufen waren und musste (so die Gerüchteküche) den Verantwortlichen ins Forstrevier Bärenstein wegloben.
Jetzt sieht das anders aus: wie aus der veröffentlichten Karte zu entnehmen, ist auch diesmal wieder das Weißbachtal betroffen. Und diesmal, da bin ich mir sicher, wird es eine breite kritische Öffentlichkeit geben, die sehr genau hinschaut, was dort passiert. Und die Verwaltung zügig informiert, wenn etwas aus dem Ruder läuft.
Weiter so, kann ich da nur sagen. Die aktuellen Texte, und auch die Einladung zu der geführten Wanderung finden sich auf dieser Seite der Nationalparks.