Amselfallbaude–und wieder geht eine Kneipe drauf

Amselfall Bessere Zeiten – Touristen am Amselfall

An dieser Stelle hatte ich ja schon meine Meinung zum Ende des Gasthauses auf dem Großen Winterberg, des Zeughauses im Zschand und der Sendigbaude in Ostrau geschrieben. Jetzt gibt es eine neue Hiobsbotschaft aus der Mitte der Sandstein-Wanderwelt: auch die Baude am Amselfall muss schließen.

Nein, nicht etwa, weil die Gäste ausblieben. Ganz im Gegenteil, die Baude, landschaftlich herrlich gelegen und auch ohne große körperliche Anstrengung zu erreichen, erfreute sich großer Beliebtheit. Ganz zu schweigen von dem Gulasch, der dort gereicht wurde und legendär war.

Aber es bröckelt über der Baude. Der Sandstein ist porös (das liegt in seiner Natur) und es drohen Felsabbrüche. Da oben, wo es bröckelt, befindet sich übrigens auch der berühmte “Basteiengel”, wollen wir mal hoffen, der bleibt, wo er ist.

  Der Basteiengel

Jetzt fragt man sich, wie die zuständigen Behörden damit umgehen. Klar, der Fels muss gesichert werden. Fangen wir mal am Amselfall an:

Man macht es sich sehr, sehr leicht. Die Baude wird geschlossen, der Pächter bekommt den Stuhl vor die Tür gestellt. Fertig, ab jetzt – so deutsches Behördendenken – sind wir nicht mehr zuständig.

Es geht auch grundsätzlich anders, wie es unsere tschechischen Nachbarn vor zwei Jahren bewiesen haben: auf einer Länge von fast fünf Kilometern hat man da rund um Hernnskretschen (Hřensko ) Fangzäune gebaut. Der Ort ist damit vor Felsstürzen relativ sicher. Der ganze Bau hat nur ein knappes halbes Jahr gedauert. Die Zäune sind heute schon derart von Vegetation umgeben, dass sie kaum mehr zu sehen sind. Und selbst uralte Wege, wie die Johannespromenade und den Heusteig, hat man geschickt in die Zäune eingebunden.

  Fangzaun in Herrnskretschen

Man muss eben einfach wollen. Und können. Beides sehe ich auf deutscher Seite leider derzeit nicht. Man will nicht, weil so eine Felssicherung natürlich ein wenig Arbeit machen könnte. Und da hierzulande noch jede Sumpfschnerpelschnepfe begutachtet werden muss – ist das Viech am Ende durch die Bauarbeiten bedroht? – geht oft gar nichts. Man will auch nicht, weil man jeden Touristen als potentiellen Ruhestörer im heiligen Nationalpark sieht.

Und man kann nicht. Weil es einfach keine Firmen mehr gibt, die so etwas schnell und vernünftig erledigen könnten. Da an deutschen Schulen und Universitäten seit vielen Jahren eher “Haltungen” als schnöde wissenschaftliche Fakten vermittelt werden, sieht es um die einstige Nation der Ingenieure ziemlich düster aus. Seit Beginn der Bauarbeiten zum Berliner Flughafen BER – bis heute ist er nicht fertig – hat China 40 neue Flughäfen eröffnet. Mehr sage ich da nicht.

Es gelingt nicht, die touristisch extrem wichtige Basteiaussicht zu sanieren, und am Amselfall wird es nicht anders aussehen.

Es sei denn, hier kann mal der kurze Dienstweg eingeschlagen werden. Denn der Pächter der Baude ist der Bruder eines führenden Mitarbeiters der Nationalparkverwaltung. Schaun mer mal.

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14 Gedanken zu „Amselfallbaude–und wieder geht eine Kneipe drauf

  1. Ich glaube es ist ein allgemeiner Trend den Tourismus in Sachsen runterzuwirtschaften. Das geht bei der Gastronomie los.
    Da fragt man sich welche Interessengruppen da dahintersteckt.
    Mit Herz für die Heimat hat das nichts zu tun.

      1. Was genau jetzt die AfD mit dem Amselfall zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Die AfD ist nicht in Regierungsverantwortung. Wer alles und jedes auf eine sicherlich (diplomatisch ausgedrückt) umstrittene Partei abladen will, diskutiert am Problem vorbei.

  2. Die Zukunft wird zeigen welchen Effekt die vielefältigen Schließungen auf den Tourismus haben werden. Neben dem Naturschutz ist die Elbsandstein Region auf Touristen angewiesen.

    1. genauso sehe ich das auch, Wege werden seit Jahren zurückgebaut damit die Natur geschützt wird, je mehr Gasthäuser dichtgemacht werden umso schlimmer werden die Touris meckern obwohl ein Großteil aus dem Rucksack lebt.

  3. Ich gebe dir hier völlig Recht. Einen Hoffnungsschimmer sehe ich in der Tatsache, dass es mit dem Schutzfangzaun mitunter auch auf deutscher Seite schnell gehen kann, wie man am Fall Ostrauer Aufzug sieht. Oder hat man dort nur Angst vor den Konsequenzen, wenn eine der weithin sichtbaren Attraktionen des Sächsische-Schweiz-Zentrums Bad Schandau plötzlich nicht mehr barrierefrei wäre?

  4. Also Sortiert:
    Das Thema Felsstürze wird und vermutlich mind. noch die nächsten 80.000 Jahre oder 2 bis 4 länger oder kürzer erhalten bleiben liegt an Naturgesetzen.
    Das Thema Nutzbarkeit vorhandener Infrastruktur ist von erheblicher Bedeutung ,weil das in aller Welt Mindest Grundvoraussetzung für die Zufriedenheit und das Wiederkommen von Touristen ist. Nachdem die heimischen Anbieter durch die sich entwickelnde Besucherzahler gerade Mut bekommen – ist das sehr schlecht. !
    Wohlgemerkt wir stehen im nationalen u. Internationalen Wettbewerb. Es MUSS niemand in die Sächsische Schweiz kommen – Also sofortiger Handlungsbedarf! Das Thema aktives oder reaktives Verhalten von Behörden und das sagen wir mal verhaltene Handeln bei entstandenen Notlagen ( siehe Bastei etc) ist so – s.o. nicht mehr zeitgemäß ! Wenn es nicht gelingt das sich die Vehörden gemäß des Auftrags der Bevölkerung mit einen Box an Lösungen auszustatten, Budgets kurzfristig verfügbar zu machen und ein Netzwerk von Fachfirmen zu haben und bei Laune zu halten dann sind die aktuellen Bespiele nur Teilprobleme, Auslastungszahlen ade und wir sehen uns alle tatsächlich in Böhmen, der Eifel auf Malle oder in Patagonien. Na vielleicht auch ganz schön…….

  5. Unter Hinweis auf Verkehrssicherungspflicht liegen im Zschand die Bäume Kreuz und quer, besonders in den Schlüchten. Mal sehen, ob das Holz oder die Wanderer stören

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