An Tharandts Hängen Hanghühner haben hier Vorteile

Region: Tharandter Wald
Dauer: sechs Stunden
Entfernung: 20 Kilometer
Höhenmeter: (Hoch und Runter): 1080 Meter
Schwierigkeit: Lang, einiges Auf und Ab. Wechsel von teils leicht ausgesetzten Pfaden und bequemen Waldwegen.
Bemerkungen: An- und Abfahrt mit der S-Bahn bis Tharandt. Direkt am Bahnhof auch großer P+R-Parkplatz. Keine Einkehr auf der Strecke. 😬 Die Beschilderung ist teilweise wirr, auf jeden Fall eine Karte mitnehmen.

 

An hohen Fest- und Feiertagen wie Ostern, Pfingsten oder Himmelfahrt fliehe ich der Sächsischen Schweiz und suche mir anderswo ruhigere Ecken im Wald. So auch diesmal zu Ostern, wo ich mal wieder durch den Tharandter Wald gelatscht bin. Und es nicht bereut habe. Die Anzahl der Begegnungen mit anderen Homo Sapiens konnte man an einer Hand abzählen. Und das, obwohl es hier wirklich spannende Wege und Pfade gibt. Außerdem: zunächst eine Wust an Schildern, später einen Mangel an solchen, ein Bachl, über das kein Brückl mehr führt, ein Grab im Walde, eine Verarsche für Handysüchtige, eine miauende Treppe und um ein Haar die Köhlerliesel. Die Aussichten sind dagegen eher durchschnittlich, und mit der geliebten Einkehr auf halber Strecke sieht es ganz finster aus.

Aber genug geschwätzt, laufen wir mal los.

Start ist am Bahnhof in Tharandt. Dort gibt es auch einen große und obendrein kostenlosen P+R-Parkplatz. Einmal schräg über die Straße, und wir stehen am Beginn des Brüderweges. Und gleich mehrere Schilder prophezeien uns einen vorzeitigen Tod.

Also kurze Kontrolle: ordentliche Schuhe haben wir an. Und das uns da in beliebiger Reihenfolge Bäume oder Felsen auf den Kopf fallen werden – na, dann soll es eben so sein. Es geht sanft bergan, schnell wird der Weg schmaler.

Er schlängelt sich jetzt immer auf halber Höhe an der Hangkante entlang. Was heute nicht das letzte Mal sein wird. (Achtung: Hanghuhn eins) An einer Stelle wird es ein ganz klein wenig ausgesetzt – und schon hat man den Weg mit einem Stahlseil gesichert. Vorbildlich und fast schon zu viel des Guten.

Schließlich kommen wir an eine Kreuzung mehrerer breiter Wege, wir gehen nach rechts ins Tal zurück. Und stehen wieder an der Straße, die wir überqueren. Gleich dahinter gibt es eine Autobrücke über die Weißeritz, auch da noch rüber und dann gleich nach rechts.
Auf einem breiten und bequemen Weg laufen wir jetzt am Flussufer oder etwas höher all das zurück, was wir gerade auf dem Brüderweg hinzu gekommen sind.

Schon fast wieder zurück in Tharandt, geht es nach links steil bergauf (gelber Strich). Na also, jetzt kommen wir auf Betriebstemperatur. Oben erwartet uns dann erfreulicherweise ein hübsches Rasthäuschen namens Sonnentempel.  Welchen ich glatt mal verpennt habe, zu fotografieren.

Hier verlassen wir die gelbe Markierung schon wieder und nehmen den Pfad, der an der Kante weiterführt. (Hanghuhn zwei) Der heißt Oberleitenweg. Und macht mächtig Spaß, dieweil er wunderbar ursprünglich-urig ist.

 Ein toller Weg.

Die Wegweiser sind hier eher verwirrend denn erhellend. Also Karte oder Navi bemühen. Und nicht der Versuchung erliegen, in Richtung Tal abzusteigen. Wenn wir das gepflegte Grab eines unbekannten Soldaten passieren, sind wir auf jeden Fall richtig.

 In den letzten Kriegstagen – Gott kann fies sein.

Schließlich erreichen wir wieder eine hübsche Schutzhütte samt Aussicht. Die heißt jetzt wahlweise Waldblick oder Stille Liebe. Man kann sich hier in ein Wanderbuch eintragen. Und zwecks Veräppelung von Handysüchtigen gibt es eine Steckdose. Natürlich ohne Strom.

 Wanderbuch-Behälter schon verunziert.

Gleich ein paar Meter weiter – schön an der Hangkante bleiben – führt eine mächtig überdimensionierte Treppe in eine Schlucht. Früher reichte an dieser Stelle eine Kette zum Festhalten. Schade drum.

 Man kann es übertreiben.

Um so verwunderlicher, dass wir dann unten an einer Brücke über ein Bächlein stehen, die nicht mehr wirklich zu benutzen ist. Und nicht eines der sonst reichlich vorhandenen Warnschilder auf diesen misslichen Zustand hinweist. Zumal die Brücke nicht einfach vergammelt ist. Dann würden nämlich morsche Reste der Bretter herumliegen. Machen sie aber nicht, das Holz wurde fachgerecht entfernt.

Aber keine Bange: falls nicht gerade Hochwasser herrscht, liegen hier genug Steine herum, um gut und trocken über den Bach zu kommen.

Hinter der Brücke rechts weiter. Anfangs pfadig, später breiter und bequem. Der Weg heißt jetzt Großweg, ist zumindest hin und wieder markiert und geht an der Hangkante lang. Wer hätte das gedacht. (Hanghuhn drei) Ein paar Bäume sind zu übersteigen.

Der nächste wieder recht wirre Wegweiser zeigt uns zum Baumannsteig. Es droht wieder mal Gefahr, diesmal “auf eigene”. Kein Problem, es geht lediglich steil hinab ins Tal. Ein wenig stoppelig vielleicht.

Wir landen am Bahnhof von Edle Krone. Der sieht schmuck aus, ein rühriger Verein hält ihn in Schuss. Wer jetzt schon die Faxen dicke hat, der kann von hier aus die Rückfahrt antreten.

 Bahnhof Edle Krone

Alle anderen überqueren zunächst die Straße, und dann auf dieser Brücke die Weißeritz.

Gleich dahinter zeigt schon ein Wegweiser samt Kater Kasimier den Weg zur Katzentreppe. Selbige ist schon wieder steil und stoppelig – diesmal aber bergauf und im Zickzack. Erstaunlicherweise sogar ohne Warnschild.

Unter Geschnaufe kommen wir oben an und stehen alsbald vor einem hübschen Häuschen. Ein Schild belehrt uns aber, dass dies kein öffentliches solches ist.

Dafür ein Hinweis auf die Schutzhütte Pferdestall. Zu der begeben wir uns auf einem breiten und sehr gemütlichen Waldweg.

 Wo ist das Pferd?

Vor der Hütte scharf rechts, und weiter auf bequemen Wegen. Hier bloß nicht auf die Wegweiser hören, die führen endgültig in die Irre. Der Track am Ende des Textes oder noch besser eine gedruckte Karte können helfen. Unser Ziel ist der Abzweig zu Bellmanns Los. Und der empfängt und schon wieder mit allerlei Warnungen.

 Oha!

Aber auch hier gilt: keine Panik. Dies ist auf jeden Fall wieder so ein Weg, der sich an der Hangkante hinzieht. (Hanghuhn vier) Auf halber Strecke gibt es eine Bank mit einer Aussicht steil nach unten.

 

Dahinter verbirgt sich auch noch ein Schutzhüttchen im Wald. Und im weiteren Wegeverlauf fordern wieder Stahlseile zum festhalten auf. Vorbildlich, aber auch hier: zu viel des Guten.

 Braucht man nicht wirklich.

Schließlich landen wir am Tharandter Meilerplatz. Einmal im Jahr (2024 vom 25. – 26. Mai) huldigt man hier dem Köhlerhandwerk. Mist, knapp verpasst. Der Meiler steht zwar schon bereit, die Köhlerliesel ward aber noch nicht gesichtet.

Auf breitem Forstweg geht es jetzt endgültig ins Tal, wir kommen im Ort heraus. Auf dem Bürgersteig geht es zurück zum Ausgangspunkt.

 Kirche in Tharandt

Fazit: gute 20 Kilometer, das merkt man schon. Dafür sind die Pfade für die Hanghühner eine Pracht. Nur bei den Schildern müssen wir noch ran: einerseits Warnungen vor eher theoretischen Gefahren, andererseits schönes Schilderchaos im Wald. Im Nachhinein hab ich mich kundig gemacht: hier quert man die Gemarkungen von gleich drei Gemeinden. Was manches erklärt, aber auch nicht besser macht.

Zum Nachwandern:

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