Zum “Waldmarkt” hatte der Sachsenforst nach Dresden eingeladen. Auf der Homepage des Sachsenforstes heißt es dazu: “Das einzigartige Walderlebnis bringt Bürgern und Gästen der Stadt den Wald als wundervolles und sensibles Ökosystem mit unersetzlichen Leistungen für die Menschen in Sachsen verständlich nah. “ Und weiter: “Wir wollen den Wald in der Stadt erlebbar machen“. Sogar Umweltminister Thomas Schmidt (kennt den jemand?) freute sich: „Sachsenforst ist es gemeinsam mit der Stadt Dresden gelungen, den Neumarkt in eine grüne Oase zu verwandeln“
Das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
Zunächst: all diese Zitate sind völlig korrekt – aber nur, wenn es sich beim Wald um eine Aneinanderreihung von Fressbuden inmitten urbaner Bebauung handeln sollte. Denn genau das, ergänzt um ein paar Infostände, war der Waldmarkt. Ganz deutlich mehr Markt als Wald.
Klar, ein paar Bäume hatte man schon herangekarrt, und die könnten auch gern stehen bleiben. Aber Wald? Der sieht anders aus. Immerhin hatte man an den unvermeidlichen Isegrim gedacht.
Aber nur als Pappkamerad, und auch ohne den unmöglichen Tussen vom “Wolfsbüro” eine Bühne zu geben. Dann wäre mir nämlich womöglich der gute Ausdruck entglitten.
Verpasst habe ich leider auch den Auftritt des “ehemaligen Deutschen
Meisters im Hirschrufen”. Schade. Aber es gibt ja das Internet. Der Meister ist hier in der Mitte zu sehen:
Vielleicht auch gut so, dass ich ihn verpasst habe. Denn spätestens an dieser Stelle hätte ich mich wohl bepisst.
Dafür gab es allerlei Kunst am Stamm zu bestaunen:
Dazu ordentlich stadtfein gemachte Natur:
Sowie Wegweiser und Holzhütten:
Die Nationalparkverwaltung war natürlich auch vertreten, hier konnte ich immerhin einen Schwatz mit einem alten Bekannten halten.
Eine Attraktion hat mir aber wirklich gefallen: da konnten die Kinder mit Tannenzapfen auf Ziele werfen. Eines der Ziele war der Kopf eines Rangers – kein Witz. Gern hätte ich mal geworfen – erst zwanzig Tannenzapfen und dann vielleicht einen Hohlblockziegel. War aber nur für Kinder.
Die geliebten Harvester und Forwarder gab es auch zu sehen. Mit einer Erklärtafel dazu, in der nicht in einem winzigen Nebensatz auf die Schäden eingegangen wurde, die diese monströsen Maschinen verursachen. Aber ehrlich: das hatte ich auch nicht erwartet.
Fazit: das war wohl nix. Gefühlte 80 Prozent Fressbuden. Find ich zwar gut, zumal die Ausflugsgaststätten im echten Wald ja immer weniger werden. Dann kann man aber der Einfachheit halber gleich eine “Wurtsmeile mit Bäumen” ankündigen und sollte den Mund ansonsten weniger voll nehmen. Denn eine “grüne Oase” war das ganz bestimmt nicht. Am liebsten hätte ich meinen Wurtsdeckel dann hinter einen der herbeigeschafften Bäume geschmissen – wegen des Realismus. Hab ich mich aber nicht getraut.
Und dazu noch massenweise Rindenmulch auf den Pflasterplatz gekippt, wie ich den Fotos entnehme. Damit es wenigstens nach Wald riecht … und am Ende ist alles Müll.
Ganz nebenbei wird der Rindenmulch für viel Gold und Edelsteine auf Deponien entsorgt, weil kontaminiert mit „Unbestimmten“ öffentlichen Abfällen, wenn auch glücklicherweise ohne Hohlblocksteine
2 Zitate von der Sachsenforst-Internetseite: “Kommen Sie vorbei und erfahren Sie alles rund um das Thema Forsttechnik” – Unter “alles” hätten aber auch die Schäden gehört, die schwere Forstmaschinen im Wald und auf Wegen anrichten. “An verschiedenen Mitmach-Stationen können die Besucher ihr Wissen zum Wald sowie ihre Kondition und Geschicklichkeit beweisen” – Also wer Kondition im Wald beweisen will, kann auch den Thorwalder Gratweg machen, und Geschicklichkeit gehört dort auch dazu, um ein Treffen mit einem Ranger zu vermeiden.