Eine höchst merkwürdige Überschrift, deren Auflösung weiter unten folgt. Ich hätte diese Runde auch “Rund ums Polenztal” nennen können, aber dann wäre es weniger spannend geworden. Wir sehen also: jede Menge einsame und richtig schöne Pfade, einige wirklich tolle Aussichten, mäßiges Hoch und Runter und natürlich das malerische Polenztal. Also die Latschen geschnürt und los.
Aber aufgepasst: wir bewegen uns durch die beliebte Kernzone des Nationalparks, und das auf einigen Wegen, die nicht markiert sind. Also aus Sicht der Verwaltung als gesperrt gelten. Es lauert ein Bußgeld am Wegesrand.
Start ist am Parkplatz Füllhölzelweg an der Ziegenrückenstraße (S163). Hier gibt es auch eine Bushaltestelle, die heißt “Wanderweg nach Rathen”. Immerhin zweimal am Tag hält hier ein Bus, also nicht wirklich eine Alternative.
Auf eben jenem Füllhölzelweg (roter Strich) begeben wir uns Richtung Rathen, aber wirklich nur höchstens 50 Meter. Denn dann macht der Weg einen Knick nach rechts. Und kurz vorher zweigt, ebenfalls nach rechts, ein weiterer Weg ab. Den nehmen wir.
Wir sind jetzt auf dem Scheibenweg, in einigen Karten auch als Querweg bezeichnet. Anfangs ist der noch richtig breit, wird aber dann immer mehr zum Pfad. Und wenn er sich gabelt, dann gehen wir rechts. Jetzt wird es endgültig pfadig, es geht immer ziemlich nahe an der Kante entlang.
In vielen kleinen Windungen führt der Pfad immer oberhalb einer tiefen Schlucht entlang, um dann langsam abzusteigen und die Schlucht zu queren. Hier könnte man jetzt nach rechts ins Försterloch steigen. Wir aber halten uns weiter geradeaus, steigen wieder leicht auf und landen in einer weiteren Schlucht, der wir jetzt talaufwärts folgen. Wir sind im Buttermilchloch, womit dann hoffentlich das Wortspiel in der Überschrift geklärt wäre.
Hier ist es immer ein wenig dunkel und feucht, weshalb auch satt grüne Moose ringsum prächtig gedeihen. Wir steigen recht gemächlich auf und erreichen so nach einiger Zeit einen breiten und markierten Wanderweg – den Knotenweg (grüner Strich). Ehe das Buttermilchloch in den Knotenweg übergeht, hat man in altbewährter Manier ein paar Bäume gefällt und in den Weg geschmissen. Was aber die Orientierung vereinfacht, wenn man aus der anderen Richtung kommt.
Ehe wir aber jetzt dem Knotenweg nach rechts folgen, lohnt es sich, mal ein Auge auf das Felsmassiv direkt vor uns zu werfen. Das ist der Dachsenhälter. Und wenn wir genau hinschauen, dann sehen wir auch einen Pfad, der da hinauf führt. Wir kommen an eine Aussicht, die einen schönen Blick in Richtung Bastei erlaubt. Und außerdem, wie Fundamentreste belegen, einst deutlich besser ausgebaut gewesen sein muss.
Genug, wir folgen jetzt dem grünen Strich und damit dem Knotenweg. Der führt uns zurück an jene Ziegenrückenstraße, an der wir unsere Tour begonnen haben – nur eben ein gutes Stück weiter nördlich. Die Straße wird überquert und weiter dem grünen Strich gefolgt. Der Weg ist jetzt ein wirklich bequemer Waldweg ohne große Steigung.
Nach einiger Zeit sehen wir dann zur Rechten ein eingezäuntes Gelände. Und direkt danach geht ein schnurgerader Weg rechts ab. Der führt uns, vorbei an einem jagdlichen Ansitz und einer Wildwiese, zur Aussicht Polenztalblick. Die sollte man sich nicht entgehen lassen, denn von nirgendwo anders kann man so weit in das Tal herunterschauen.
Zurück auf dem Knotenweg führt der uns (immer noch grüner Strich) direkt zum Hockstein. Einst Ritterburg (kaum noch was übrig) beeindruckt heute hier vor allem die schöne Aussicht auf das gegenüberliegende Städtchen Hohnstein.
Abwärts geht es dann durch die Wolfsschlucht. Was durchaus Spaß macht. Und ein wenig geschichtsträchtig ist. Denn eben jene Schlucht soll einst die Inspiration für Webers “Freischütz”, oder genauer: für eben die Wolfsschluchtszene in der Oper, gewesen sein. Also zunächst durch enge Felsspalten über Eisentreppen abwärts. Am Ende bitte die Rübe einziehen, da wird es noch mal eng.
Wolfsschlucht
Dann weiter abwärts, jetzt über viele, teilweise recht hohe, Holz- und Steintreppen.
Wir landen im Polenztal, die gleichnamige Schänke schon vor Augen. Gleich hinter der Schänke führt eine kleine Brücke über den Fluss, die uns in den Schindergraben (weiterhin grüner Strich) bringt. Sehr malerisch geht es hier über Stock und Stein aufwärts, bei feuchtem Wetter plätschert auch ein kleines Bächlein durch den Graben.
Links sehen wir Reste einer mächtigen Mauer, dahinter befand sich einst der Bärengarten, in dem tatsächlich Petze für Tierhatzen des Dresdner Hofes gehalten wurden. Und rechts von dem Mauerdurchbruch, durch den der Bach fließt, können wir am Fels noch ein Relief von Pfarrer Götzinger entdecken, der einst den ersten Wanderführer der Region verfasste.
Am Ende des Schindergrabens angekommen, halten wir uns rechts (Sie ahnen es: grüner Strich) und folgen jetzt dem Halbenweg, einem wirklich sehr bequemen Waldweg ohne großes Auf und Ab. In einer ersten scharfen Linkskurve geht es geradeaus zu einer kleinen Aussicht, die aber schon recht verwachsen ist. Die Sicht ins Tal ist eingeschränkt.
Und an einer weiteren Abzweigung – mit Hinweisschild – kommen wir zur Gautschgrotte. Die sollte man sich nicht entgehen lassen: ein mächtiger Felsüberhang, in dem immer Wasser herunter tröpfelt.
Wir folgen weiter dem Halbenweg, irgendwann heißt der dann Räumichtweg. Ehe wir zur Linken aber eine kleine Wiese sehen, sollten wir den rechten Wegesrand in Augenschein nehmen. Dort zweigt ein deutlich erkennbarer Pfad ab, der uns zu den Aussichten am Panoramafelsen bringt. Es gibt zwei davon, die linke bietet den besseren Rundblick.
So, auch von diesem Abstecher zurück folgen wir, wie gewohnt, dem grünen Strich, der uns jetzt zur Brandstraße bringt. Die ist breit und bequem, aber für den Individualverkehr gesperrt. Wir werden also nur ganz wenige Autos, dafür aber ab jetzt ziemlich viele Mitwanderer antreffen. Deren Ziel ist die Aussicht an der Brandbaude.
Und diese Aussicht toppt nun alles, was wir heute gesehen haben. Nicht umsonst nennt man sie auch den “Balkon der Sächsischen Schweiz”.
Einkehren kann man hier natürlich auch.
Wir zumindest gehen wieder ein Stück die Brandstraße zurück, bis links der Schulzengrund (roter Strich) abzweigt. Ab jetzt geht es mit uns wieder abwärts. Wieder mal über allerlei Wurzelwerk, aber keineswegs unbequem.
Im Tal angekommen, sehen wir schon die Waltersdorfer Mühle vor uns. Auch hier kann man sich, bei einem einfachen Imbiss im urigen Biergarten, den Magen füllen.
Von der Mühle gehen wir ein Stück flussaufwärts entlang der Polenz, ehe links ein Wegweiser zum Füllhölzelweg zeigt. Den kennen wir ja schon, also noch mal einige Treppen hoch geschnauft, und wir stehen wieder am Parkplatz.
Fazit: gute 17 Kilometer. Versteckte und sehr schöne Wege. Prima Aussichten, außer am Brand und auf dem Hockstein auch kaum Mitwanderer.
Zum Nachwandern: