Doppelt Mist

Hmm, jetzt gibt es also erste greifbare Ermittlungsergebnisse zu dem Überfall auf Hamburger Schüler in der Jugendherberge zu Ostrau. Mein komisches Bauchgefühl bei der ganzen Sache scheint sich zu betätigen: Hier der Bericht der Leipziger Volkszeitung. Also kein Neonazi-Überfall, sondern eine Prügelei unter besoffenen und Testosteron-geschwängerten Halbwüchsigen. So etwas, zumal in Verbindung mit Fußball, gibt es leider schon solange, solange es Dorffeste gibt. Natürlich haben sich schon jetzt verschiedene Politiker zu Wort gemeldet: Vertreter des linken Lagers beschuldigen die Ermittler, hier etwas unter den Tisch zu kehren, Vertreter der konservativen Parteien sagen: alles halb so wild. Ich kann, darf und will hier nicht einem endgültigem Ermittlungsergebnis vorgreifen. Aber eines gibt mir doch denken: alle Medien deutschlandweit hatten oder haben von meiner Lieblingsregion ein derartiges Bild, dass sie ohne weitere Reflexion einen rechtsradikalen Hintergrund sofort für möglich und wahrscheinlich hielten. Die Wahlergebnisse der NPD in der Region sprechen da leider ihre eigene Sprache. Und so bitte ich euch, liebe Einwohner der Sächsischen Schweiz: zeigt dieser Partei die kalte Schulter. Schon einmal haben wir hier die geballte Ladung von Klischees gnadenlos um die Ohren bekommen, und einen zweiten Joseph Kantelberg-Abdulla können wir einfach nicht gebrauchen.

Es geht nicht darum, ob ihr wirklich in diesen Maße rechtsradikal seid. Sondern es geht darum, wie andere darüber denken, dass ihr es seid. Zugegeben, das ist eine mediale Falle. Und es ist auch nicht unbedingt fair. Aber es ist nun mal so, dagegen kommt man nicht an, indem man auf “die Medien” als solche schimpft. Dagegen kommt man nur an, indem man ganz offensiv jede gefühlte oder auch tatsächlich vorhandene rechtsradikale Tendenz im Keim erstickt.

Ich bin als Großstädter schon hunderte Male in eurer Region unterwegs gewesen. Und ich habe durch die Bank weg nur liebenswerte Menschen kennen gelernt, denen jedwede faschistische Tendenz sehr fern lag. Also überzeugt bitte auch die Medien deutschlandweit davon, dass ihr allesamt gute Gastgeber seid, die jeden willkommen heißen, egal woher und wie er aussieht. Und mal ganz ehrlich: das seid ihr doch eigentlich jetzt schon. Macht also, und das ist eine kleine Bitte, euer Kreuzchen bei den nächsten Wahlen irgendwo, nur nicht bei der NPD. Dann werden solche medialen Vorverurteilungen sicher demnächst weniger werden oder gar ganz ausfallen.

Manuel Andrack

Ja, da hab ich mich mal richtig gefreut: Manuel Andrack, seines Zeichens medialer Wanderpapst Deutschlands, ist Mitglied der IG Stiegen- und Wanderfreunde geworden. Jenes  losen Zusammenschlusses von Sandsteinbegeisterten, die sich gegen Wegesperrungen, schwere Forstmaschinen inmitten des Nationalparks oder den Abriss historischer Wege einsetzen. Und in welcher IG ich mich, wie der eine oder andere hier sicher weiß, auch selbst engagagiere. Willkommen Manuel, wir wünschen dir noch viele tolle Erlebnisse im Elbsandstein.

DSCN9352

Manuel Andrack ließt aus seinem neustem Buch – in der Amselfallbaude, bei göttlichem Gulasch.

Wegegedanken: Grenzweg

Aufgemerkt: dieses Weg ist definitiv der umstrittenste in der ganzen Sächsischen Schweiz. Er gilt nach offizieller Lesart als gesperrt, wer ihn läuft, riskiert ein Bußgeld. Weshalb es mir gestattet sei, am Anfang dieses Beitrags ganz klar von seiner Begehung abzuraten. Der Rest sei dem geneigtem Leser überlassen.

Ziemlich spontan, also eigentlich ungeplant, hatte ich mich doch entschlossen, die rangerfreie Zone vom vergangenen Wochenende noch zu einer ausgiebigen Tour zu nutzen. Eine Tour, die unter anderem auch über den Grenzweg führte. Eigentlich ist zu diesem Weg schon so ziemlich alles gesagt: er ist leicht zu finden, die Diskussionen über ihn flammen immer wieder, auch öffentlich, auf, die Haltung der NPV dazu ist seit Jahren völlig unbeweglich, der Weg dennoch allgemein bekannt und oft genutzt  – warum also an dieser Stelle noch “Wegegedanken”? Weil dieser Weg so ziemlich alles in sich vereint, was ich am Elbsandstein liebe. Stille Pfade, knackige Aufstiege, herrliche Aussichten. Es werden also jetzt mal ein paar Wegegedanken mehr.

Unbenanntes_Panorama1

Ein echtes Highlight: die Aussicht vom Kanapee am Grenzweg.

Wegegedanken: Grenzweg weiterlesen

Neue “Brücke” in der Dürrkamnitz

Die wunderbar malerische Schlucht der Dürrkamnitz (Suchá Kamenice) in der Böhmischen Schweiz – gleich hinter dem Ortsausgang von Herrnskretschen (Hřensko) links – war über viele Jahre nur bedingt passierbar. Es fehlte einfach eine Brücke, die einst von einem Hochwasser weggespült wurde. Bei Trockenheit kein Problem, da konnte man durch das ausgetrocknete Flussbett kraxeln. Machte aber die Dürrkamnitz ihrem Namen mal keine Ehre und führte Wasser, dann war hier kaum ein Weiterkommen möglich.

DSCN9633 Steg mit Plastikrohren

Alles neu macht der Herbst, und so gibt es hier jetzt zumindest ein Provisorium: einen aus Steinen aufgeschütteten Steg, mit zwei fetten Plastikrohren als Wasserdurchlass. Man möge mir diese saloppe Bemerkung verzeihen, aber dies macht doch einen wirklich “osteuropäischen” Eindruck. Bei Trockenheit und leichtem Regen erfüllt das Teil auf jeden Fall seinen Zweck. Bei Starkregen wird es dagegen überflutet. Und bei echtem Hochwasser einfach weggespült. Na ja, bis dahin zumindest muss der Wandersmann nicht mehr kraxeln, sondern kann geschwinden Fußes voran schreiten.

Rangerfreie Zone–mal wieder

RangerHin und wieder wird mir mal was zugetragen, wobei ich mich diesmal aber nicht für die Korrektheit der Information verbürgen kann. Also: nicht gleich ins Jubeln kommen, sondern nach wie vor wachen Auges durch den Wald laufen. Die knappe Info ist folgende: an diesem Wochenende sind große Teile der sächsischen Nationalparkverwaltung, gemeinsam mit ihren tschechischen Kollegen, zu Besuch im Nationalpark Bayrischer Wald. Ergo: sie sind nicht vor Ort, und können somit auch keine Waldwege nach “Falschwanderern” abgrasen. Was ihr nun aus dieser Info macht, das sei euch selbst überlassen. Aber man könnte ja…. ach, da fallen mir so viele Dinge ein.

  • Die Aussicht vom “Neuen Kanapee” am Grenzweg ist eine der schönsten solchen in der ganzen Sächsischen Schweiz. Und auch der Blick “von hinten” aufs Prebischtor kann begeistern.

  Aussicht von Kanapee

  • Wer den Thorwalder Gratweg einmal gelaufen ist, wird süchtig.

DSCN9385 Thorwalder Gratweg

  • Vielleicht wäre es auch nett, dem Jansloch oder den Resten des Kerbensteiges mal wieder einen Besuch abzustatten?

DSCN8538 Am Kerbensteig

  • Oder das Försterloch aufsuchen? Wilde Romantik!

 Im Försterloch

  • Oder gar mal den Auerhahnsteig besuchen?

Wobei, auch dies sei hier gesagt, das Fehlen der Ranger an diesem Wochenende kein Freibrief sein soll. Denn wenn man sich auf diesen alten Wegen bewegt, dann sollte man dies mit der entsprechenden Umsicht tun. Müll hinterlassen, Lärm machen, die Pfade verlassen und querfeldein latschen, Pflanzen ausreißen oder Tiere verschrecken – all dies verbietet sich irgendwie von selbst. Viel Spaß an diesem Wanderwochenende!

Verfluchter Mist

Vogel
Auch eine Möglichkeit

Die Bundestagswahlen sind vorbei, und ich bin nicht wirklich glücklich mit deren Ausgang. Aber darüber will ich hier nicht schreiben, sondern über einen anderen Aspekt: das Abschneiden der NPD. Deutschlandweit kam sie auf etwas mehr als ein Prozent, könnte also also Splittergruppe durchgehen. Und auch in Sachsen hat sie Stimmen verloren, würde also nach derzeitigem Stand auch nicht mehr in den Landtag einziehen. Aber, aber…. In meiner geliebten Sächsischen Schweiz feiert diese Partei immer noch fröhliche Urständ.

Verfluchter Mist weiterlesen

Alternative zum Harvester?

Immer wieder gibt es Ärger, und den ganz zu Recht, wenn die Nationalparkverwaltung die tonnenschweren Harvester und Forwarder in den Wald schickt, um denselben “umzubauen”. Denn die Teile hinterlassen Schäden im Waldboden, die noch auf Jahre hinaus schon für das bloße Auge deutlich sichtbar sind. Was sie der Mikroflora und –fauna im Boden antun, ist noch viel übler. Die Verantwortlichen argumentieren, dass es keine Alternativen gebe. Denn zum einen wäre die Arbeit mit den schweren Maschinen sicherer, aber vor allem auch viel kostengünstiger als traditioneller Holzeinschlag.

Nun, das Wart “alternativlos” habe ich den letzten Jahren einmal zu viel gehört. Denn es gibt immer Alternativen, so auch hier. Und zwar gleich um die Ecke: an der Tharandter Forstakademie haben Forscher einen Harvester entwickelt, der durch den Wald “läuft”, und somit den Boden nicht mehr zerwühlt. Das Ding kann man sich wirklich wie so einen ATAT aus Starwars vorstellen. Klar, er wiegt immer noch etliche Tonnen, gräbt sich aber wenigstens nicht mehr metertief in den Boden ein. Und um auf die noch schädlicheren Forwarder ganz verzichten zu können, haben die Forscher gleich noch eine High-Tech-Variante des bekannten Seilkranes dazu entwickelt. Ein Toller Ansatz. Viele Details dazu hier.

Hat nur einen Haken: bisher gibt es nur einen Prototypen. Damit sich ein Hersteller findet, müssen erst mal genug Forstverwaltungen Interesse bekunden. Zwei haben das schon getan, eine aus Brandenburg und eine aus Meck-Pom. Also, liebe NPV: ruft doch mal in Tharandt an und sagt den Wissenschaftlern, dass ihr dringend gleich ein Dutzend der Teile haben wollt. Dann gehen sie vielleicht wirklich in Serie, und ihr müsst unseren Wald nicht mehr ganz so toll schinden.