Die Straße zwischen Herrnskretschen (Hřensko) und Rainwiese (Mezní Louka) ist wegen eines drohenden Steinschlages gesperrt. Also genau jene Straße, die derzeit der einzige Zugang zum Prebischtor ist. Und sie ist auch für Fußgänger dicht.
Um zum Tor zu gelangen, gibt es nur sehr mäßig attraktive Alternativen.
Variante eins: man schlägt sich über Dittersbach (Jetřichovice) nach Rainwiese durch, was einen gepflegten Umweg bedeutet. Von hier aus wäre der direkte Weg zum Prebischtor der Gabrielensteig, aber der ist auch gesperrt. Also müsste man auf der Straße rund 3,5 Kilometer bis zur Wegkreuzung Drei Quellen (Tři Prameny) laufen, und von dort dann zum Prebischtor aufsteigen. Hin- und Rückweg wären gleich – öde.
Variante zwei: man startet in Stimmersdorf (Mezná), läuft von dort über den Mühlsteig (gelb markiert) ins Tal zu den Drei Quellen, weiter wie gehabt. Auch hier wären Hin- und Rückweg gleich. Und in Stimmersdorf sind die Parkmöglichkeiten arg begrenzt. Die Anfahrt ginge ebenfalls nur auf großen Umwegen.
Die Auswirkungen sind übel. Denn am Prebischtor dürfte so der gewohnte Touristenauflauf endgültig zusammenbrechen. Aber sortieren wir mal und fangen an mit:
Positiv: wer die ganzen öden Umwege in Kauf nimmt, der hat die einmalige Chance, das Tor mal in stiller Ruhe zu erleben. Was sonst kaum möglich ist. Und: Herr Alexander Krenke (ein gebürtiger Russe, der das Tor in den wilden 90er-Jahre-Wendezeiten gekauft hat und sich seitdem eine goldene Nase damit verdient) hat ordentliche Einbußen. Was ihn vielleicht dazu bewegen könnte, dieses nationale Kulturgut wieder herauszurücken. Vielleicht.
Negativ: für die Gemeinde Herrnskretschen bricht der Wandertourismus zusammen. Die Kahnfahrten auf den Klammen (Attraktion Nummer eins) sind ganz dicht und werden es die ganze Saison auch bleiben. Und das Prebischtor (Attraktion Nummer zwei) ist kaum noch zu erreichen. Der einzige Grund, den Ort noch aufzusuchen, ist jetzt der preiswerte Erwerb von Kippen, Fusel, gefälschten Markenklamotten, Hieb- und Stichwaffen, raubkopierten CDs oder bewusstseinserweiternder Mittel beim Asiaten des Vertrauens.
Aber auch die Attraktionen rund um die Dittersbacher Felsenwelt sind nur noch über mächtige Umwege erreichbar. Da droht großes Ungemach, vor allem, weil auch die vergangene Saison wegen der üblen Waldbrände schlecht ausgefallen ist.
Ein Hoffnungsschimmer am Horizont: der berühmte tschechische Pragmatismus. Nationalparkverwaltung und Polizei rechnen damit, dass die Arbeiten zur Beseitigung der Gefahr in drei Wochen erledigt sein können. Lassen wir es ruhig doppelt so lange dauern, es wäre immer noch verdammt schnell.
Aus besseren Zeiten: Amselfall
Nur mal zum Vergleich: an der historischen Amselfallbaude (existiert seit 1828) auf deutscher Seite droht eine ähnliche Gefahr. Seit fast vier Jahren ist sie deshalb „par ordre de mufti“ geschlossen, es hat sich seitdem nichts getan. Das Gebäude verfällt augenscheinlich. Und vor einem Jahr (!) sagte ein Sprecher des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement der BILD-Zeitung: „Derzeit sind keine weiteren Sicherungsmaßnahmen geplant.“ Soviel dazu.
super geschrieben und auf den Punkt gebracht – Vielen Dank !
Die ideale Gelegenheit: vom deutschen aus über den Grenzweg und Fremdenweg bis aufs Prebischtor. Kaum jemand dort, der das dann sehen könnte.
was ist mit den rangern? ich bin den grenzweg bis zum prebischtor das letzte mal 2001 begangen ,zum hochwasser.
Die scheinen aktuell häufiger beidseits der Grenze präsent zu sein, erstens wegen der Brandschäden an Bäumen/ Baumleichen bzw. Fällarbeiten und der möglicherweise lose gerissenen Felssteine und zweitens wegen der jetzt im Frühjahr brütenden Vögel. Letzteres sollte man schon beachten. Das Tor ist letztlich nicht der ultimative Hinderungsgrund.
//Herr Alexander Krenke (ein gebürtiger Russe, der das Tor in den wilden 90er-Jahre-Wendezeiten gekauft hat und sich seitdem eine goldene Nase damit verdient) hat ordentliche Einbußen.//
Bitte etwas mehr Kontext hierzu. Wo ist das Problem, wenn ein privater Unternehmer mit seiner Bergbaude Gewinn erzielt? Zumal hier (im Artikel und in anderen Artikeln) herbe Kritik an staatlichen Bauden (Amselfall, Gr. Winterberg) geübt wird.
Die Straße ist wieder befahrbar ( 5.April )