Diese Tour ist ein Mix: zum einen geht es – quer über die Affensteine – auf recht bekannten und bequemen Wegen. Zum anderen entdecken wir aber auch einige versteckte Pfade und Aufstiege. Und dazu auch noch Aussichten, auf denen man ganz sicher keine Nummer ziehen muss. Es winken also wirklich tolle Wege und ein Sack voll praller Natur.
So muss ein toter Baum aussehen.
Starten wir im Kirnitzschtal, genauer am Beuthenfall. Leider gammeln die Gebäude hier schon seit Jahrzehnten vor sich hin.
Und so gehen wir zügig über diese Brücke…
…und halten uns dann gleich rechts. Wir sind jetzt auf dem Flößersteig, der als Lehrpfad immer an der Kirnitzsch entlang führt. Nach ein paar Metern des Weges gilt es gar, eine Ministiege zu überwinden. Die hat immerhin zwei Eisen.
Dem Flößersteig folgen wir rund 800 Meter. Und spähen sodann scharf links in den Wald. Wir sehen: eine tief eingeschnittene Schlucht zieht sich da durch die Felsen. Ein alter Nistkasten am Baumstamm möge als zusätzliche Orientierung dienen. Ein Pfad in diese Schlucht hinein ist anfangs nur schwer auszumachen.
Aber er ist vorhanden, man muss halt genau hinschauen. Haben wir die ersten Felsbrocken erst mal überwunden, wird der Pfad wieder sehr gut sichtbar. Wir befinden uns jetzt im Vorderen Bösen Graben. Und in selbigem knallt uns die Natur derart mit Eindrücken zu, dass wir gar nicht anders können, als aller Nase lang stehen zu bleiben und zu staunen. Sattes Grün ringsum, dickes Moos, kleine Tümpel, verwitterte Felsen – herrlich. Und da es dabei auf wirklich schmalem Pfad ziemlich knackig aufwärts geht, kann es ohnehin nicht schaden, immer mal wieder zu verweilen und rundum zu schauen und zu genießen.
Oben angekommen, landen wir auf einem bequemen Forstweg, dem wir nach links folgen. Es geht vorbei an einem historischen Forststein und an einer “Mehrfachbuche”.
Der Forstweg endet am Unteren Affensteinweg, der jetzt mit einem grünen Punkt als Wanderweg markiert ist. Wir gehen nach rechts. Und treffen schon nach wenigen Metern auf den Abzweig zur Wilden Hölle.
Wer möchte, kann jetzt hier wild in die Hölle abbiegen. Der Weg ist wirklich sehr schön, mit zahlreichen Eisen, Treppen und Leitern wie eine richtige Stiege ausgebaut. Technisch stellt er keine großen Anforderungen, aber die Kondition wird schon gefordert. Allerdings ist dieser Weg auch in sehr vielen Reiseführern beschrieben, so dass immer ein wenig Begängnis herrscht. Und weil wir ja heute auch auf eher unbekannten Wegen gehen wollen, lassen wir die Wilde Hölle jetzt mal links liegen und folgen noch ein Stück dem Unteren Affensteinweg. Gleich der nächste erkennbare Pfad, der links abgeht, ist jetzt der unsere. Zunächst geht es im Zickzack recht steil den Berg hoch, dann wendet sich der Weg nach links, und wir sind in der Zahmen Hölle, manchmal auch nur als “Hölle” bezeichnet. Wieder so ein herrlicher Weg: alte Inschriften, eine Passage durch einen Felsspalt und sogar alte Treppenreste. Dabei aber garantiert nicht turnschuhtauglich.
In der Zahmen Hölle.
Der Aufstieg endet auf der Oberen Affensteinpromenade, und hier sehen wir wieder einen Wegweiser.
Wir gehen Richtung “Schrammsteine”. Ohne Höhenunterschied und sehr bequem laufen wir einen halben Kilometer. Und achten dann genau auf unsere linke Seite. Dort finden wir diese Felsmurmel:
Nur ganz schwach erkennen wir, dass von hier ein Pfad an den Felsfuß führt. Erst mal am Felsen angekommen, wird dieser dann wieder deutlich sichtbar. Es handelt sich um einen alten, früher sogar als Hauptweg in Karten verzeichneten, Aufstieg zum Carolafels. Also einfach der Pfadspur folgen und über einige Brocken hinwegturnen.
Noch geschwind ein Geländer überstiegen, und wir sind auf dem offiziellen Aufstieg angekommen. Der geht noch über ein paar Treppen, dann ist die Aussicht erreicht. Die ist wunderbar und sehr romantisch. Was ein wenig von den zahlreichen Mitwanderern getrübt wird, die wir hier garantiert treffen. Trotzdem: eine Rast lohnt sich. Und wem es zu voll ist: eine Alternative folgt gleich.
Wir verlassen den Carolafels also auf dem offiziellen Weg und halten uns dann rechts. Es geht noch über ein paar Holztreppen aufwärts.
Genau an der Stelle, an der die Treppen enden, können wir rechts einen kleinen Pfad erkennen. Der führt uns zu einer weitere Aussicht. Sie entspricht ziemlich genau der vom Carolafels, nur ist man hier immer allein. Man muss diesen Abstecher nicht unbedingt mitnehmen, zumal der Carolafels Dank vieler einzelner zerklüfteter Aussichtspunkte attraktiver ist.
Weiter geradeaus landen wir jetzt auf dem Reitsteig (blauer Strich). Der ist nun wirklich mal bequem, wir machen es uns leicht und folgen ihm eine ganze Weile. Allein sind wir dabei nicht, aber die Besucher verteilen sich hier ganz gut, so dass man sie nie als störend empfindet.
Wir kommen zu den Aussichten an der Fluchtwand. Es gibt deren zwei. Nummer eins ist direkt am Weg und immer gut besucht. Für Nummer zwei muss man ein Stück auf das Riff rechts gehen, da ist man dann eher allein.
Noch ein Weilchen dem Reitsteig gefolgt, und wir sehen zu unserer Linken einen Gedenkstein, der an mehrere Forstarbeiter erinnert, die einem Blitzschlag zum Opfer fielen.
Direkt an diesem Gedenkstein beginnt auch ein Pfad, der uns zu einer weiteren – namenlosen – Aussicht führt. Wiedermal schöne Blicke in die Tiefe.
Zurück von diesem Ausblick folgen wir weiter dem Reitsteig, bis es nicht mehr weiter geht. An einer großen Kreuzung treffen sich mehrere Wege, es stehen auch zahlreiche Wegweiser und eine alte Wegesäule dort. Die ignorieren wir aber alle und biegen gleich scharf rechts ab, auf einen unmarkierten Weg namens Weiberfähre. Der führt, sehr bequem, gegen den Uhrzeigersinn um den Großen Winterberg herum.
Und jetzt heißt es, aufpassen: nach rund 800 Metern sehen wir auf der rechten Seite dieses Sperrzeichen:
Hier beginnt ein Pfad, der, wie es das Zeichen schon sagt, gesperrt ist. Wer weiter geht, riskiert ein Bußgeld. Der Pfad führt auf die Aussicht an den Poblätzschwänden. Was gibt es zu sehen? Eine alte Inschrift, künstlerisch ausgeführt, und einen umfassenden Blick von Böhmen bis ins Elbtal.
Zwei Anmerkungen. Erstens: ungeachtet aller sinnlosen Sperrungen im Nationalpark sollte man diese Aussicht zwischen Mitte Februar und Mitte Juli nicht besuchen. Denn dann brüten Vögel in den Poblätzschwänden, und es wäre unfair, sie dabei aufzustören. Zweitens: wer sich gar nicht erst mit den Nationalparkregeln anlegen will, der findet gleich eine weitere Aussicht, die noch umfassender ist. Dafür aber auch immer gut besucht.
Das ist die Kipphornaussicht. Wir erreichen sie, indem wir der Weiberfähre noch folgen, bis diese in die Winterbergstraße übergeht. Keine Bange, diese Straße dient nur der Versorgung des Gasthauses auf dem Großen Winterberg, es kommt nur ganz selten ein Fahrzeug vorbei. Die Kipphornaussicht ist dann nach wenigen Metern auf der Straße schon ausgeschildert. Ein herrlicher Rundumblick und meist ein ganzer Schwung anderer, die diesen auch genießen möchten.
Wir gehen zurück zur Winterbergstraße und folgen der jetzt in sanften Serpentinen bergauf.
Auf dem Gipfel angekommen, sehen wir zunächst das Eishaus, in dem eine kleine Ausstellung des Nationalparks untergebracht ist. Ganz viele Tafeln mit jeder Menge Text, sonst nicht so berauschend.
Das interessanteste Exponat habe ich unter der Treppe entdeckt. Eine Kunstinstallation? Leider fehlte gerade hier die erklärende Beschilderung.
Was will uns wohl der Künstler….?
Schließlich erreichen wir das Gasthaus auf dem Winterberg und können erst mal ausführlich rasten. Mein persönlicher Favorit auf der Speisekarte ist Hirtenkäse mit Oliven, Zwiebeln und Knoblauch. Schmeckt lecker und macht satt.
Das Wirtshaus verlassen wir dann nach rechts (grüner Strich) und gehen auf einem breiten Waldweg durch dichten Buchenwald abwärts. Sozusagen “hintenrum” kommen wir jetzt wieder an jene Kreuzung, an der wir einst auf die Weiberfähre abgebogen sind. Jetzt bleiben wir dem grünen Strich treu und steigen hinab ins Heringsloch. Wieder so ein herrlicher Weg: steile Felsen zur Linken wie zur Rechten, dazu stellenweise altes Pflaster und Treppenreste über Felsmurmeln. Wer es ein wenig in den Knien hat: ruhig angehen, es geht streckenweise recht steil abwärts.
Der nächste Wegweiser sollte uns eigentlich zu den Queenenwiesen führen. Nur hat sich hier der Schildermaler ein wenig vertan und “Queenwiesen” draus gemacht. War wohl ein Fan der englischen Monarchie. Oder einer einer kultigen Rockband. Immerhin: die angezeigte Richtung stimmt.
Angekommen an den Queenenwiesen gehen wir an diesen entlang….
…bis wir auf die nächste Kreuzung treffen. Hier geht nach links die Zeughausstraße ab, der wir, sehr bequem zum Ende der Wanderung, bis zu unserem Startplatz am Beuthenfall folgen.
Fazit: knapp 17 Kilometer, ganz schön oft hoch und runter. Viele kleine, versteckte Wege und Aussichten. Und auch ein paar touristische Brennpunkte und vielbegangene Wege. Und wer den Abstecher zur Aussicht auf den Poblätzschwänden auslässt, der bewegt sich auch nur auf erlaubten Pfaden.
Zum Nachwandern:
Vorderer Böser Graben – sieht gut aus, muss ich auch noch mal hin!
Eine wunderbare Tour!
Ein Tip:
Auf den Poblätzschwänden, am Hennefels, gibt es noch eine herrliche Aussicht (Ich meine die fehlt im GPS-Track.). Auch bekannt als ‘Coras Ruh’ (N50° 53.999′ E14° 14.997′). Ebenfalls erreichbar von der Weiberfähre aus.
Und eine Anmerkung:
Wenn man den Gr. Winterberg entgegen den Uhrzeigersinn umrundet, würde ich die Aussichten auf den Poblätzschwänden rechts des Weges vermuten, nicht wie in der Beschreibung links.
Völlig richtig, ich hab es korrigiert.
Sind die Tour letztes Wochenende gelaufen, wunderschön.
Besonders gefallen hat uns der Anfang durch den Vorderen Bösen Graben. Da kann ich nur recht geben, die Natur ist besonders nach dem Regen der letzten Tage sehr beeindruckend.
Wir sind allerdings auf dem Rückweg nicht die Zeughausstraße entlang, sondern haben nach dem Heringsloch den Königsweg genommen. Ist dann nicht ganz so “Highway” mäßig.
Vielen Dank für die Tipps und die Mühe, die Touren so aufzubereiten.
Danke für die Blumen.
Die Information zum “Gedenkstein” ist falsch!
Siehe Mitteilungsheft 14 vom Arbeitskreis Sächsische Schweiz
J. S.