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Eine Video und ein paar Bemerkungen

Auf Youtube findet sich jetzt ein Video von einer Podiumsdiskussion zum Nationalparkjubiläum. Hier. Darin geht es mal wieder um das Thema Wegenetz im Nationalpark.

Dazu ein paar despektierliche Bemerkungen. Zum einen: es ist schon erstaunlich, wie da samt und sonders Herren in Anzug und Krawatte über ein Thema reden, welches eigentlich von Wanderern und Bergsteigern diskutiert werden sollte. Entsprechend dünn ist der Erkenntnisgewinn.

Aber einzelnen gibt es doch ein paar interessante Zungenschläge. So muss Prof. Röhle, seines Zeichens Chef der AG-Wege, in einem Halbsatz schon zugeben, dass es nach wie vor Konflikte mit Einheimischen gibt. Und MdB Brähmig mahnt an, dass es viel weniger Probleme gäbe, wenn die Nationalparkverwaltung selbst entscheiden könnte und nicht immer erst beim Ministerium um dessen Segen bitten müsste.

Höchst verwunderlich kommt mir aber Herr Tittel, Bürgermeister von Wehlen, daher. Er meint, sinngemäß, für die Touristen sei das Wegenetz doch perfekt, und für die Einheimischen bleiben ja trotzdem noch ein paar Ecken zum Pilzesuchen. Lieber Herr Tittel, nicht nur die Touristen spülen Geld in ihre Kassen, sondern eben auch Leute wie ich. Die zwar pro Besuch viel weniger Geld ausgeben, dafür aber viel öfter kommen. Dazu eine simple Rechnung: ich bin im Jahr so etwa 30 Mal in der Sächsischen Schweiz unterwegs, und dabei lasse ich immer so um die 20 Euro in der Region. Macht zusammen 600 Euro. Also etwas so viel, wie ein Touristenpärchen ausgibt, welches “Mittelklasse” wohnt und eine Woche bleibt. Und von meiner Sorte gibt es sehr, sehr viele. Also Leute, die regelmäßig zu Tagesausflügen kommen und kleine Summen, diese dafür sehr oft ausgeben. Kletterer wie Wanderer. Was wäre wohl, wenn die plötzlich alle weg blieben? Nur mal so zum Nachdenken.

Verbote über Verbote–ein Vergleich

Zwei Nationalparks umfasst der Elbsandstein: den in der Sächsischen Schweiz, und den in der Böhmischen Schweiz. Und jeder von denen hat so ein wenig andere Regelungen, wenn es um das Aussperren oder auch Einlassen von Wanderern geht. Meine Oma in ihrer Weisheit sprach dann immer: “Der eine ist ‘nen Dreier wert, der andere drei Pfennig.” Ob sie auch diesmal recht behält? Ich will hier mal, ganz informativ, die verschiedenen Regeln vorstellen. Also, zwecks obrigkeitsgefälliger Bewegung im Busch, empfiehlt es sich, hier weiter zu lesen.

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Ja wer baggert da so spät noch……

Selbiges Foto, leider ein wenig unscharf, hab ich anonym zugeschickt bekommen. Es zeigt die Gegend zwischen Bastei und Steinernem Tisch. Und es zeigt ein Kernzonenschild. Hinter einem solchen hat man als Wandermann, es sei denn es wird ausdrücklich und gnädigerweise erlaubt, nichts zu suchen. Für Baggerfahrer gilt das wohl nicht. Sicher, so unterstelle ich mal, wird hier zum Wohle der Natur und aus “naturschutzfachlichen” Gründen gebaggert. Oder ist hier wieder mal der eine oder andere gleicher als der Rest?

Zumindest heißt es in der Nationalparkverordnung, dass man in der Kernzone keine Wege betreten darf, die nicht markiert sind. Betreten, wohlgemerkt, nicht bebaggern. Womit die Sache wohl ihre Ordnung hätte. Prost.

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Hirnlose, niedere Lebensformen

Es folgt ein wenig Polemik.

Im Nationalpark hat es gebrannt. In der Nähe des Friensteins. Und nur mit großem Glück und einem gewaltigen Feuerwehreinsatz konnte Schlimmeres verhindert werden. Trotzdem: ein Viertel Hektar Wald ist im Eimer. Und der Grund dafür: ein Lagerfeuer, abseits aller Wege angezündet und dann nicht richtig gelöscht.

Felsvegetation-vernichtet Foto: Archiv Nationalparkverwaltung – Maik Hille

Aber damit nicht genug: über ein soziales Netzwerk habe ich jetzt noch ein Foto bekommen. Es zeigt schon wieder die Reste eines illegalen Lagerfeuers. Und das auch noch an einer Stelle, an der man normalerweise in stiller Ehrfurcht innehält und sich verstohlen nach eventuellen Rangern umschaut. Hätte es dieser Stelle gebrannt, dann wäre es wirklich böse ausgegangen, denn dort kommt keine Feuerwehr so leicht hin.

Feuer

Liebe Zündler:

Verdammt noch mal, haben sie euch denn wirklich so gründlich ins Gehirn geschissen? Merkt ihr eigentlich, was ihr hier anrichtet? Nicht nur, dass ihr in Kauf nehmt, den Wald abzufackeln. Nein, ihr macht auch alles zunichte, was es in den letzten Jahren an vorsichtiger Annäherung zwischen Wanderern und der Nationalparkverwaltung gegeben hat. Wundert euch also nicht, wenn es demnächst noch mehr Verbote hagelt. Die passenden Argumente dafür habt ihr ja gerade geliefert.

Und um das nochmal klar zu stellen: ich bin stets dafür, den Wald an jeder Stelle betreten zu dürfen. Aber ich rede hier von betreten, nicht von anzünden. Und wenn dieser Unterschied nicht in eure erbsengroßen Hirne passt, dann bleibt dem Wald am besten ganz fern.

Wenn ich einen von euch mal auf frischer Tat erwische, das kann ich versprechen, dann gibt es danach wieder einen Großeinsatz. Aber nicht für die Feuerwehr, sondern für die Bergwacht. Mahlzeit.

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Ich bin ja bekanntlich ein großer Freund von allerlei Schildern im Wald. Und die fleißigen Mitarbeiter des Sachsenforstes sorgen denn auch regelmäßig dafür, dass ich diesem Fetisch weiterhin frönen kann. Hier die neuesten Höhepunkte:

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Dieses Meisterwerk steht in Ottomühle. Wie nun? Erst heißt es, jeder dürfe den Wald betreten, und dann heißt es, die Wege seien nicht öffentlich. Das verstehe mal einer.

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Und jenes Teil ziert gleich gegenüber den Parkplatz in Ottomühle. Man beachte vor allem die herrliche Skizze “Einfahrt – Ausfahrt”. Immer wieder kann man hier dankbare Kraftfahrer beobachten, die ohne diese hilfreiche Handreichung ihre Karre quer über den anderen Fahrzeugen geparkt hätten. Übrigens gibt es diesen Parkplatz schon seit Jahrzehnten. Und niemals herrschte hier Anarchie. Aber im Budget der Schilderverwaltung war wohl mal wieder der eine oder andere Euro übrig.

Ganz etwas anderes wird wortreich am Eingang der Dürren-Biela-Schlucht angedroht. Schlichtweg der Tod durch Enthaupten.

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Hmm, aber Gefahr für Leib und Leben bestand ja wohl nur bis Ende Dezember. Hat man den Zettel also einfach vergessen. Nicht aber die Forstmaschinen, die mal wieder zum Wohle der Natur unterwegs waren. Im Tal zumindest stand noch so ein Teil im Wald, und rund rum sah es aus wie Kraut und Rüben. Aber das ist ja nichts Neues mehr.

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Sturmschäden am Fritzschenstein

Rund um den Fritzschenstein hat ein Sturm gewütet und zahlreiche Bäume entwurzelt. Was zunächst wie ein unabwendbares Naturereignis erscheint, hätte aber nicht sein müssen. Denn die meisten Bäume sind gekippt, weil sie einfach ganz allein standen – nicht mehr geschützt vom umgebenden Wald. Selbiger wurde nämlich vor einigen Jahren bereits im Zuge des mehr als umstrittenen “Waldumbaus” derart gelichtet, dass nun der Sturm ungebremst da hineinfahren konnte.

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Besonders pikant: erst vor wenigen Wochen wurden in diesem Bereich junge Weißtannen gepflanzt. Die haben nun, ungeschützt von umgebender Vegetation, keine Chance mehr, älter zu werden. Entweder werden sie vom Wild verbissen, oder aber bei der Aufarbeitung des Sturmholzes von Forstmaschinen zerstört.

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Und schließlich: auch die Wege werden so doppelt beansprucht. Denn beim jetzt notwendigen Einsatz von Forstmaschinen werden sie wieder kaputt gefahren, was eine neuerliche Instandsetzung erforderlich macht.

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Mein Fazit: die derzeitige Politik des Staatsbetriebes Sachsenforst, aus dem Nationalpark unter dem Label “Waldumbau” alles herauszuholen, was die momentan hohen Holzpreise hergeben, schlägt zurück. Die Sturmschäden hätten nicht sein müssen, hätte man den Wald nicht so stark “durchforstet”. Und dann hätten wohl auch die frisch gepflanzten Weißtannen eine Chance gehabt. Von den Wanderwegen ganz zu schweigen.

Aufwändige Felssicherung in Herrnskretzschen

Im böhmischen Herrnskretzschen (Hřensko) wird derzeit mit immensem Aufwand der Fels über die gesamte Länge des Ortes gesichert. Dazu hat man ein fast drei Kilometer langes Arbeitsgerüst aufgebaut, von dem aus ein Fangzaun angebracht werden soll.  Die Arbeitsbühnen beginnen tatsächlich bereits oberhalb des Hotel “Labe”, also am alten Aussichtspunkt des Herrenhaussteiges, und enden erst über dem großen Parkplatz am Ortsausgang Richtung Rainwiese (Mezní Louka). Sie ziehen sich also über die gesamte Ortslänge hin. Schön sieht das zunächst mal nicht aus, eher gigantisch. Aber vielleicht wird der Zaun ja nach seiner Fertigstellung weniger aufdringlich zu sehen sein. Inwieweit er traditionelle Wanderwege wie die Johannespromenade oder den Heusteig behindert oder gar blockiert, ist derzeit nicht abzusehen.

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Nochmal: Schutzhütten

Der Abriss der Schutzhütte an der Kreuzung Großer Zschand / Zeughausstraße hat wohl einigen Ärger ausgelöst. So zumindest scheint es, dieweil die Nationalparkverwaltung prompt mit einer Pressemitteilung reagierte. In der sie, ganz zu Recht, darauf verweist, dass auch vier andere Schutzhütten saniert worden. Mehr dazu und im Wortlaut hier. Und das kann ich natürlich nur begrüßen. Aber jetzt komme ich doch mal ins Grübeln: zum Thema Schutzhütte im Zschand heißt es da: “Eine sanierungsbedürftige Schutzhütte in der Kernzone im Großen Zschand wurde ohne Ersatz zurückgebaut….”. Liebe Nationalparkverwaltung, diese Schutzhütte stand nicht in der Kernzone. Selbige beginnt, und das wird mit recht vielen Schildern am Wegesrand auch angezeigt, südlich der Zeughausstraße. Die Schutzhütte stand also rund 50 Meter außerhalb der Kernzone. Aber mit eurer Kernzone nehmt ihr es eh, wie es passt. Gilt für Harverstereinsätze genauso wie für Schutzhütten.